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Dirk Freyling unabhängiger Forscher & Künstler

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 Zur Kenntnisnahme und Selbstanalyse

Inquisition & Frauenfolter

Die Kirche hatte im 11. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Macht erreicht. Möglich war dies, da nur sie die Informationstechnik dieser Zeit, das geschriebene Wort, völlig beherrschte und auch die entsprechende Struktur besaß, damit Botschaften und Autorität bis in die entferntesten Winkel Europas zu verbreiten. Christen entwickelten Foltermethoden, um Menschen, die nicht in das christliche Weltbild passten, wie Atheisten, "Ketzer", "Hexen" und Homosexuelle, grausamst zu foltern. Bereits im Jahre 380 bedrohte man Andersgläubige (Ketzer) mit Ausweisung, Verbannung und Konfiskation ihres Vermögens. Ein weiteres, stärkeres Motiv war die Gier nach materiellen Gütern. Die Inquisition war eine Raub- und Lynchjustiz im Namen des »rechten« Glaubens.

Kirchenfürsten haben immer wieder Blutgelder eingestrichen, so exzessiv, dass ein geflügeltes Wort sagte, das schnellste und leichteste Mittel, reich zu werden, sei das Hexenbrennen.2 Das wahre Gesicht der Inquisition zeigen die Anordnungen von Papst Innozenz III. Er gebot, «das Eigentum der Ketzer zu konfiszieren, zu enteignen und Ketzerkinder zu enterben».3 Sobald ein der Ketzerei Verdächtigter vorgeladen und verhaftet worden war, wurde sein Vermögen beschlagnahmt - bevor es überhaupt zu einem Prozess kam. Auch daran kann man das Wesen der Inquisition erkennen.4 Wurde jemand von der Inquisitionsbehörde beschuldigt und abgeholt, so kamen sofort die Beamten ins Haus und sein Besitz wurde inventarisiert. Seine Familie wurde - egal wie der Prozess später ausging - vor die Tür gesetzt und musste eventuell Hungers sterben. Es war sehr gefährlich, diesen Ausgesetzten zu helfen, da man dadurch selber in die Mühlen der Inquisition kommen konnte.5 Oft genug stritten Kirche und Staat um das Raubgut, bisweilen jahrzehntelang. Hätten nicht alle Beteiligten an der Inquisition, also am Raubmord an Andersgläubigen, gut verdient, wäre die Inquisition bald im Sande verlaufen. Denn viele Menschen, auch Fürsten, fühlten in ihrem Inneren, dass hier der Papst etwas Teuflisches angeordnet hatte.6 Natürlich wurden vor allem reiche Andersgläubige (Ketzer) bevorzugt und ermordet. In Spanien reiche »Conversos«, also bekehrte Juden. Manchmal konnten sie sich für astronomische Summen für einige Zeit freikaufen. Auch Verstorbene konnten nachträglich der Ketzerei beschuldigt werden. Dadurch konnte das Vermögen des Verstorbenen im Nachhinein bei den Erben eingezogen werden. So konnte man jeden unliebsamen Menschen ruinieren: über den Umweg seiner verstorbenen Eltern. Eine Verjährung kannte die katholische Kirche erst nach 100 Jahren. So stürzte man ganze Familien in unbeschreibliches Elend, indem man ihnen alles raubte.7

Jeden Handgriff bei den Foltern und auch das Essen der Folterknechte mussten das Opfer oder seine Angehörigen bezahlen. Es gab eine Preisliste für alle Foltern. Hier ein Beispiel aus Darmstadt8:

Einen Lebenden zu vierteilen 15 kr.   Den Scheiterhaufen aufrichten, Die Asche des Verbrannten in fließendes Wasser werfen 30 kr.    Eine Hexe lebend verbrennen 14 kr. Ohren und Nase abschneiden 5 kr.

Mittel aus Hexen-Raubmord wurden beispielsweise verwendet beim neuen Schlossbau der Mainzer Erzbischöfe oder für die Kirchen in Goßmannsdorf und Gerbrunn.9

Die Streckbank ist wohl eine der berühmtesten Folterinstrumente des Mittelalters. Man wurde darauf gespannt und durch ein oder zwei Seilwinden in die Länge gezogen. Die frühe Form war einfach nur ein grosses Rechteck, in dem das Opfer durch zwei Rollen gestreckt wurde. Später entwickelte sich dann die bekannte Form. Es gab allerdings auch “Streckbänke“ in denen man nicht gestreckt wurde, sondern eher die Blutzufuhr zu den Füssen und Händen abgeschnürt wurde. Der Befragungsstuhl war überall mit spitzen Nägeln oder Stacheln versehen. Das Opfer wurde darauf festgeschnallt und je nach Antwort wurden die Riemen über eine Schraube noch fester angezogen. Dies bedeutete, dass die Stacheln noch weiter in das Fleisch eindrangen. War die Antwort nicht die, die der Folterer hören wollte, wurde weiter zugezogen. Beim Rädern wurden dem Opfer mit dem Rad zuerst alle Knochen gebrochen. Dabei gab es bestimmte Richtlinien. Meist waren es neun Schläge mit dem Rad, wobei zuerst die Armknochen, dann die Beinknochen gebrochen wurden, zuletzt wurde auf den Kehlkopf geschlagen, sodass das Opfer starb. Dann wurde der Körper auf das Rad geflochten und auf einem Pfahl aufgestellt. Bei besonders schweren Verbrechen konnte der letzte Schlag auch fehlen. Das heißt, das Opfer wurde lebendig aufgestellt, bis die Vögel es auffraßen. Eine der grausamsten Hinrichtungen des Mittelalters. Das Verbrennen war den Ketzern und Hexen vorbehalten. Dabei wurde man auf einem Scheiterhaufen festgeschnallt und das Holz darunter in Flammen gesetzt.

Es ist nahe liegend, dass eine Religion, die sich für Abweichler eine Bestrafung mit "ewigen" niemals endenden "Höllenqualen" im Jenseits ausgedacht hat, auch „führend“ in der Entwicklung von grausamsten Qualen im Diesseits sein würde.

Allein schon die bloße Aufzählung der Folterwerkzeuge - der Daumen- und Knieschrauben, der eisernen Mundsperren, der Werkzeuge zum Brandmarken, der Halsgeigen und Halsketten, der um den Hals gehängten "Rosenkränze" (Länge ein Meter, Gewicht circa acht Kilo), der im Nacken des Ketzers verschlossenen Eisenringe, der eisernen Käfige, der Kopfpressen und Schädelschrauben, der Kettengeißeln, der gedornten Halskrausen, der Zwangsgürtel, der mit scharfen Zacken besetzten "spanischen Kitzler", der Scheren, Platt- und Kneifzangen, des Folter-Rades usw. usf. - vermag die perverse und erfinderische Leidenschaft der Inquisitoren und ihrer Helfershelfer zu bezeugen, demonstriert die ungeheuerliche, das kirchliche Christentum vor allen anderen Religionen auszeichnende "Passion der Grausamkeit". "Religiös" im Sinne eines Mittels zur Verteidigung des wahren Glaubens war auch die sog. "Ketzergabel". Dabei wurden dem Opfer vier scharfe Spitzen in das Fleisch unter dem Kinn und in das Brustbein gebohrt, so dass es nicht mehr den Kopf bewegen und kaum mehr verständlich reden konnte. Aber das lag auch nicht in der Absicht der Inquisitoren. Es genügte, dass das Opfer noch das Wort "abiuro" (ich schwöre ab) stammeln konnte, das es nur abzulesen brauchte, da es in die Ketzergabel eingeritzt war. Man mauerte die Opfer ein oder ließ sie - als Zeichen der Gnade der Tyrannen! - langsam verhungern, man ertränkte sie in Fässern, die mit Urin oder Jauche angefüllt waren, man schnitt oder sägte ihre Zunge ab oder brannte sie aus, man röstete die Ketzer auf glühendem Eisen oder erstickte sie durch das Anzünden feuchten Strohs. Nach der Erfindung des Schießpulvers ließ man dieses in ihrer Nähe explodieren, so dass es die Brust der armen Opfer aufriss. Der (Un-)Geist der Grausamkeit fand immer neue Mittel, um die Qualen der Inquisitionsopfer zu vergrößern. Beim Pfählen wurde das Inquisitionsopfer mit dem After in die Spitze eines Holz- oder Eisenpfahls hineingedrückt bzw. -gepresst, bis dieser aus dem Magen, der Brust, der Schulter oder dem Mund wieder heraustrat. Das Opfer der Inquisitoren wurde mit dem Kopf nach unten aufgehängt, zwischen den Beinen wurde eine Säge angesetzt, und es wurde entweder bis zu Nabel oder Brust gesägt, oder das Opfer wurde zweigeteilt. Eine andere Tortur war das Schrauben und Ausbrennen der Zunge. Eine weitere die Zertrümmerung der Hände auf einem Amboss bzw. das Abschlagen der Hände und Füße mit einem Beil. "Hexen" bzw. der Unsittlichkeit angeklagten Frauen wurden bevorzugt Nasen und Ohren abgeschnitten; Juden, die einen Diebstahl begangen haben sollten, wurden an den Füßen zwischen zwei ausgehungerten Hunden oder Wölfen aufgehängt und von diesen zerfleischt. Eine ganz besondere Grausamkeit stellte das Ausweiden der Opfer dar. Ihr Bauch wurde aufgeschlitzt, ein Teil des Darms herausgenommen, an einer Rolle befestigt und aufgewickelt.

Seltener als Männer hatten Frauen Glaubenssätze geleugnet. An sich hätte man sie daher weniger verfolgen dürfen als die Männer. Aber indem man sie der Hexerei bezichtigte, konnte man sie nun auch wegen Ketzerei anklagen. Hexerei sei Ketzerei, lautete die Gleichung. Und so eröffnete sich der Inquisition ein neues dankbares Feld der Bestätigung und Selbstbestätigung. Die von Papst Gregor IX. (um 1167-1241, Papst seit 1227) ernannten und ausgesandten Inquisitoren meldeten dem Pontifex Maximus eine horrende Ausbreitung des Hexenunwesens und scheußliche Teufelspakte von Frauen aller Gesellschaftsschichten. In "brennender Sorge" erteilte also Gregor als erster Papst den Befehl zur Hexenverfolgung, die nun bis hinauf ins 18. Jahrhundert in den verschiedensten Gestalten und Auswüchsen wüten sollte. Papst Innozenz VIII. (1432-1492, Papst seit 1484) hatte ... allen jenen schreckliche Strafen angedroht, die der von ihm befohlenen Hexenvernichtung entgegentreten sollten. So konnte denn unter der Sonne der allerhöchsten päpstlichen Sanktionierung die Orgie der Vernichtung der Hexen ihren Lauf nehmen. Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in dem fast eine Million Menschen, meist Frauen, den Hexenprozessen zum Opfer fielen, ließ der Bischof von Bamberg 600 Frauen, der Erzbischof von Salzburg 97 Frauen, der Bischof Philipp Adolf von Ehrenberg aus Würzburg 219 Hexen und Zauberer verbrennen, darunter 18 Schulknaben, ein blindes Mädchen, ein neunjähriges Mädchen und sein noch jüngeres Schwesterchen. Der Erzbischof Johann von Trier verbrannte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts so viele Hexen, dass in zwei Ortschaften gerade noch zwei Frauen übrig blieben. Ein Mainzer Dechant ließ in zwei Dörfern über 300 Menschen verbrennen, nur um an ihre Güter zu kommen. Die Orgie der Vernichtung der "Hexen" wurde noch dadurch angeheizt, dass die Inquisitoren, aber auch Richter und Beichtväter, die mit dem Beichtgeheimnis keineswegs zimperlich umgingen, an manchen Orten Kopfgelder für jede hingerichtete "Hexe" erhielten, so dass der Spruch aufkam, das schnellste und leichteste Mittel, sich zu bereichern, sei das Hexenverbrennen. An Brutalität und sadistischer Grausamkeit war jedenfalls der Vernichtungskrieg der Päpste und ihrer Inquisitoren gegen die "Hexen" nicht mehr zu überbieten. Wahrscheinlich sind dabei mehr als drei Millionen Menschen, vor allem Frauen, bestialisch ermordet worden.

Oft schmachteten sie jahrelang in unterirdischen kalten, feuchten und dunklen Verließen, die von Ratten, Mäusen und jeglichem Ungeziefer nur so wimmelten. Insbesondere die jüngeren Frauen waren darüber hinaus den Vergewaltigungen durch Geistliche und Gefängniswärter ausgesetzt. Man band viele "Hexen" auf Holzkreuze oder schmiedete sie an Mauern an, man ließ sie im Hexenturm mit ihren gefolterten Gliedern an Ketten in der Luft hängen und langsam verdursten und verhungern. Unvorstellbar ist die Qual, die jeder einzelnen "Hexe" seitens der "Religion der Liebe" zuteil wurde. Vaginale Birne", Brustkrallen, "spanische Spinnen", Keuschheitsgürtel, Schandmasken,… In der patriarchalisch-maskulin strukturierten Kirche mussten zwangsläufig die Frauen häufig noch schlimmer als die ketzerischen Männer bestraft werden. Ihnen gegenüber konnte sich auch die sexuelle Aggression und Perversion der Inquisitoren in besonderer Weise austoben. Es gab speziell-spezifische Folterinstrumente gegen die Frauen, z. B. die "vaginale Birne", die, durch Drehung der Schraube ausgeweitet, Eingeweide und Gebärmutter zerrißen. Die "Birne" wurde in den Mund, den Anal-Bereich oder in die Vagina des Opfers eingeführt und mittels Schraube zur maximalen Weite der Segmente aufgedreht. Die Innenseite der jeweiligen Körperöffnung wird dabei unheilbar und meist tödlich verletzt. Die zugespitzten Enden der Segmente dienten bei oraler Verwendung dem Aufschlitzen der Kehle, bei analer Verwendung dem Zerschneiden der Eingeweide und bei vaginaler Verwendung der Zerstörung der Gebärmutter. Die Oral-Birne wurde bei "KetzerInnen" angewandt, die Anal-Birne bei Homosexuellen und die Vaginal-Birne bei Frauen, die Geschlechtsverkehr mit dem "Teufel" oder "seinen Verwandten" hatten. Es gab "Brustkrallen", die die Brüste zerfleischten; andere Krallen, die, rot glühend gemacht, "lediglich" einen "Biss" auf den Brüsten unverheirateter Mütter verursachten, während ihre Kinder zu Füßen der Mutter lagen und mit deren Blut bespritzt wurden. Es gab die sog. "spanischen Spinnen", d. h. vierfingrige, scherenartige Klauen, die das Opfer am Gesäß, an den Brüsten, am Bauch oder Kopf, oft aber auch mit zwei Klauen an Augen und Ohren hochzogen. Es gab es "Schandmasken" für die Frauen sowie gegen ihre angebliche Geschwätzigkeit gerichtete "orale Birnen", also kunstvoll gefertigte Eisenknebel, deren zugespitztes Ende das Aufschlitzen der Kehle bewerkstelligte. Aber notfalls reichten auch Steine, um das Werk der Zerstörung zu vollbringen. Frauen, die Ehebruch begangen hatten, wurden gesteinigt oder in eine Schlangengrube geworfen.

Exemplarisch die „späte“ Reaktion des Kardinals Joseph Ratzingers, dem heutigen Papst, auf die jahrhundertelange Inquisition, sie ist ein trauriger Beweis für die absolute Unfähigkeit und den absoluten Unwillen der Katholischen Kirche, auch nur in die Nähe von Menschlichkeit zu kommen. Zwei Aussagen…

[Gott ...] "Lass jeden von uns zur Einsicht gelangen, dass auch Menschen der Kirche im Namen des Glaubens und der Moral in ihrem notwendigen Einsatz zum Schutz der Wahrheit mitunter auf Methoden zurückgegriffen haben, die dem Evangelium nicht entsprechen."
 

So der Beginn eines so genannten "Schuldbekenntnisses" aufgrund der Verbrechen der Kirche, das so genannte "Mea Culpa", das Papst Johannes Paul II am 12.3.2000 im Wechsel mit anderen hochrangigen Vertretern des Vatikan in Rom öffentlich vorgetragen hat. Den Text hatte damals Joseph Kardinal Ratzinger verfasst und er hatte dabei auch die oben zitierten Worte gesprochen. 10

"Großinquisitor ist eine historische Einordnung, irgendwo stehen wir in der Kontinuität. Aber wir versuchen heute das, was nach damaligen Methoden zum Teil kritisierbar gemacht worden ist, jetzt aus unserem Rechtsbewusstsein zu machen. Aber man muss doch sagen, dass Inquisition der Fortschritt war, dass nichts mehr verurteilt werden durfte ohne ´inquisitio`, das heißt, dass Untersuchungen stattfinden mussten."

So Joseph Kardinal Ratzinger im ARD-Magazin Kontraste (3.3.2005) zu seinem inoffiziellen Titel "Moderner Großinquisitor". Wenige Wochen später wurde er zum Papst gewählt.

Kaum zu glauben, dass das Oberhaupt der Katholischen Kirche, Anfang des 21.Jahrhunderts, die Inquisition nachträglich als „fortschrittliche Untersuchung“ maskiert. Sowohl die inhaltliche „Unreife“ der Aussagen, als auch das perfide Wortspiel zeugen von großer Menschenverachtung. Herr Ratzinger, die Inquisition als «Methode der Wahrheitsfindung» entspricht exakt der bekannten und sehr gut dokumentierten Praxis des Evangeliums.

1 Rahn O., Kreuzzug gegen den Gral, Engerda 1995

2 Herrmann Horst, Die Kirche und unser Geld, Hamburg 1990 S.7

3 Rahn O., Kreuzzug gegen den Gral, Engerda 1995

4 Lea Henry Charles, Geschichte der Inquisition, Bd. 1, Aalen 1980 S.565

5 Lea Henry Charles, Geschichte der Inquisition, Bd. 1, Aalen 1980 S.565

6 Lea Henry Charles, Geschichte der Inquisition, Bd. 1, Aalen 1980 S.597

7 Kamen Henry, Die Spanische Inquisition, München 1965

8 Folter-Museum Rüdesheim

9 Döbler Hannsferdinand, Hexenwahn, München 1977

10z. B. http://www.theology.de/religionen/oekumene/evangelischerkatholischerdialog/meaculpa.php