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Dirk Freyling unabhängiger Forscher & Künstler

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 Zur Kenntnisnahme und Selbstanalyse

Tradition der Jungfrauengeburt  -  Entstehungsgeschichte der Bibel

 

Die Bibel und ihre „späten“ Funktionäre

Abermillionen Menschen sind fest davon überzeugt die Bibel sei Gottes Wort. Die dokumentierte Wahrheit sieht anders aus: Unterschiedliche, heute meist unbekannte Autoren haben die Bibeltexte geschrieben und was der späteren Priesterschaft nicht mehr gefiel, wurde eliminiert oder immer wieder zurechtgetextet. Noch heute werden Veränderungen und Anpassungen vorgenommen. Bei der Bibel handelt es sich um zusammenhanglose Schriften, die von Hunderten anonymer Autoren, Herausgebern und Kopisten verfasst, umgearbeitet, übersetzt, verfälscht und »verbessert« wurden, von Personen die wir nicht kennen, die sich meist auch untereinander nicht kannten und deren Lebenszeiten sich über neun Jahrhunderte erstrecken. Bibeltreue Gläubige zitieren für ihre Ausgrenzungen, Völkermordabsichten und ähnlich „Böses“ Gottes Wille, in Form entsprechender Bibelstellen und werfen Kritikern andererseits gerne vor, die Bibel doch nicht allzu wörtlich zu nehmen und sprechen von Symbolik und Gleichnis. Je nach Motivation, Mehrheitslage und Taktik werden also Gegenpole besetzt.

Die Bibel wird gern als ein Buch gerühmt, das gottgegeben die Welt bewegt und widerstandslos die Herzen der Menschen feurig entfacht haben soll, diesem Wort Gottes sei der Erfolg des Christentums zu verdanken. Wir sollten aber bedenken, dass es fast 400 Jahre gedauert hat, bis die biblischen Geschichten zum Buch der Christen zusammengefasst wurden und weitere Jahrhunderte vergingen, in denen es inhaltlich immer wieder berichtigt und verändert worden ist. Bis zu diesem Zeitpunkt hat also noch niemand eine Bibel gelesen und trotzdem wurde das Christentum um das Jahr 400 per Gesetz zur Staatsreligion erklärt. Trotzdem konnte weitere 1000 Jahre kaum jemand diese Bibel lesen. Sie war in Latein geschrieben und nur wenigen Gelehrten zugänglich. Sie haben daraus dem einfachen Volk jene Texte vorgelesen, die ihnen und ihren Vorhaben gerade passten. Das Buch wurde immer wieder von Hand kopiert, hatte den vergleichbaren Wert eines heutigen Einfamilienhauses und war nur hohen Kirchenführern zugänglich. Ein Dorfpfarrer jener Zeit konnte in der Regel kaum lesen.

Die Geschichte Jesu, seine Geburt, sein Leben, seine Taten und auch seine Auferstehung waren in der Welt der Antike nichts Einmaliges. Die Menschen im Römischen Reich, außerhalb der großen Metropolen, waren größtenteils kaum gebildet. Sie waren unkritisch und in ihrem entbehrungsreichen Leben beseelt von der Hoffnung auf eindrucksvolle Wunder. Die Sehnsucht danach war in der religiösen Landschaft jener Zeit allgegenwärtig. Immer wieder sollen Heilige, aber auch Nicht-Heilige Kranke geheilt, Tote zum Leben erweckt, Nahrung vermehrt, Wetter und Elemente beeinflusst und Dämonen besiegt haben. Das gilt für Herakles, Dionysos, Buddha, Pythagoras und Apollonios genauso wie für Jesus. Die Mythen eines Attis, Adonis, Dionysus, Herakles weisen, trotz unterschiedlicher Einzelheiten, im Kern das gleiche Grundmuster auf wie die Überlieferung über Tod und Auferstehung Jesu. Klage- und Auferstehungsfeiern für Adonis, Attis und andere Kultgottheiten waren über den ganzen Mittelmeerraum verbreitet und fanden teilweise zu derselben Zeit statt wie Karwoche und Ostern. Das Christentum hat den Grundgedanken des sterbenden und auferstehenden Mysteriengottes mit dem des auf die Erde kommenden und wieder zum Himmel fahrenden gnostischen Erlösers kombiniert und daraus einen eigenen Mythos geschaffen. Der war ursprünglich noch ohne zeitliche Fixierung. Erst gegen Mitte des 2. Jahrhundert entstanden daraus die heutigen Evangelien. Darin wird Jesus als geschichtliche Person unter Pontius Pilatus dargestellt. Zugleich wurden dabei die kirchlichen Auseinandersetzungen des 2. Jahrhunderts in die vermeintlichen Anfänge im ersten Jahrhundert zurückprojiziert. Die Weichen für diese ganze Entwicklung wurden in Rom gestellt. Die ersten Evangelien wurden als Gleichnisse und nicht als Geschichte verfasst…

 

Die Tradition der Jungfrauengeburt

Die Vorstellung, dass sterbliche Frauen von Göttern und Geistern geschwängert werden konnten, und dass dadurch ein Gott oder Gottähnlicher geboren wurde, galt in der antiken Welt der Ägypter, Babylonier, Inder, Perser, Griechen, Römer als Selbstverständlichkeit. Um 2850 vor Chr. behauptete König Sargon von Akkad, Sohn einer Jungfrau zu sein, um damit als gottähnlich zu gelten. Buddha soll als Sohn der unbefleckten Jungfrau Maya im 6. Jh. vor Chr. geboren worden sein. Die Göttin Hera soll ihren Sohn Hephaistos jungfräulich geboren haben. Der alte mexikanische Gott Quetzalkoatl soll Sohn einer jungfräulichen Mutter gewesen sein. Dionysos, der Sohn des Gottes Zeus und einer irdischen Frau namens Semele, war ebenfalls das angebliche Produkt einer unbefleckten Empfängnis.

Antike Dramaturgie

Um eine Legendengestalt zu einem Halbgott zu machen, muss sie von Gott oder einem seiner Stellvertreter gezeugt worden sein. Bei Jesus übernahm das der Heilige Geist. Um die Befruchtung nun glaubhaft darzustellen, darf die Frau von ihrem irdischen Mann natürlich vorher nicht berührt worden sein. Nur so kann Gott bzw. sein Stellvertreter sicher sein, dass das Kind auch wirklich zur Hälfte göttlichen Ursprungs sein wird und nicht doch vielleicht die Frucht des Mannes. Die Jungfräulichkeit war eine dramaturgische Notwendigkeit, um die Empfängnis durch einen Gott glaubhaft erzählen zu können. Göttliche Befruchtungen waren in der jüdischen Tradition zwar selten, aber nichts Ungewöhnliches. Schon das Alte Testament berichtete davon (1. Mose/Gen. 21,1-2): "Und der Herr suchte Sara heim, wie er gesagt hatte, und tat an ihr, wie er geredet hatte. Und Sara ward schwanger und gebar dem Abraham in seinem Alter einen Sohn." Damals durfte Gott noch persönlich Sex haben, später billigten die sexualfeindlichen Kirchengründer das nur noch dem Heiligen Geist zu. Von einer jungfräulichen Geburt Jesu weiß der älteste Evangelist, Markus, nichts. Auch Matthäus geht darauf nicht ein, sondern erwähnt nur kurz Marias Schwangerschaft (Mt 1,18) "von dem Heiligen Geist." Ebenso ist für Johannes die Geburt Jesu kein erwähnenswertes Thema. Allein Lukas spricht die Jungfräulichkeit Marias ein einziges Mal an, als er den Engel Gabriel verkündigen lässt, Jesus werde geboren von (Lk 1,27) "einer Jungfrau, die vertraut (verlobt) war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria." Die immer währende Jungfernschaft und die Marienverehrung sind eine späte theologische Errungenschaft und gehen auf das Konzil von Ephesus 431 (im Abendland das Laterankonzil 649) zurück. Diese ideelle Erhöhung Jesu wurde vom Patriarchen von Alexandrien initiiert, der Maria zur "Gottesgebärerin" erklärten wollte. Danach setzte ein grandioser Siegeszug der "Madonna" durch alle Jahrhunderte ein. Obwohl alle vier Evangelisten an Maria nichts Ungewöhnliches gefunden und sie ohne sonderliche Verehrung beschrieben hatten, eroberte die nunmehr zur Gottesmutter Erhobene die Herzen der Gläubigen. Kein Wunder, ist sie doch die einzige weibliche Heilsperson des Christentums und bei der Missionierung von Frauen von unschätzbarem Wert. Im 6. Jahrhundert kam dann die Vorstellung auf, Maria sei auch noch leiblich in den Himmel aufgefahren, obwohl das Neue Testament eine solche Schlussfolgerung nicht zulässt. 1950 erklärte Papst Pius XII. diesen Aufstieg zum unantastbaren Glaubensgut.

Die Definition des Dogmas in der Apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus lautet:

Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass die Unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“

Das Dogma kann als logische Folgerung aus dem Dogma der unbefleckten Empfängnis Mariens angesehen werden, in welchem ausgesagt wird, dass Maria ohne Erbsünde empfangen wurde. Seit 1854 galt für Katholiken auch die Jungfrauengeburt als Dogma, daß heißt nach Kirchenlehre, als absolute Wahrheit. Maria hatte demnach in ihrem ganzen Leben keinen Geschlechtsverkehr mit einem Mann und ist somit nicht erlösungsbedürftig. Ohne Sex ist nach gängiger Kirchenmeinung keine Erlösung nötig. Da Maria, die Mutter Jesu, schon vor der Geburt von jedem Makel der Erbsünde bewahrt worden ist, hat sie bereits zu Lebzeiten auf der Erde dem göttlichen Bild des Menschen voll und ganz entsprochen, sodass sie beim Übergang ins ewige Leben keiner Läuterung mehr bedarf.

Im Jahr 353 erklärte die Kirche den 25. Dezember zum Geburtstag Jesu. Diesem Beschluss gingen jahrzehntelange Diskussionen voraus. Im Jahr 200 hatte Clemens von Alexandrien noch den 17. November für das Geburtsdatum gehalten, andere tendierten zum 20. Mai oder 19. April. Die religionspolitisch kluge Wahl des 25. Dezember setzte sich schließlich durch. An diesem Tag feierten nämlich die Römer nach alter Tradition die Wintersonnenwende, bei welcher der Sonnengott Mithras aus einem Felsen geboren und von Hirten beschenkt wurde. In unterirdischen Kultstätten feierten die Menschen den Mythos von der Geburt der Sonne. Bei Tagesanbruch traten sie hinaus in die Morgendämmerung, wobei sie als Symbol des wiedergeborenen Sonnengottes oft die Statue eines Kindes bei sich trugen und jubelten: "Der große König, der Wohltäter ist geboren." Genauso frohlocken die Engel bei Lukas (Lk 2,11): "Heute wurde euch der Heiland geboren." Man wollte mit der Festlegung gerade dieses Geburtsdatums den damals noch sehr populären Mithras aus dem Bewusstsein des Volkes verdrängen. Die mit staatlicher Macht neu bekehrten Heidenchristen sollten den alten Götterglauben endgültig ablegen und trotzdem ein Gefühl religiöser Vertrautheit mitnehmen.

Die Bibel selbst weiß weder etwas vom 25. Dezember noch von der Adventszeit, die erst im 6. Jahrhundert aufkam. Die Urchristen hatten nicht den Geburtstag Jesu, sondern Passah, Ostern und Pfingsten gefeiert. Daß Jesus wirklich im Dezember geboren sein soll, stellt Lukas mit seinem Bericht über die legendäre Heilige Nacht selbst schon ad absurdum (Lk 2,8): "Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde." Es ist nicht anzunehmen, dass Hirten Ende Dezember noch draußen bei ihren Schafen auf dem offenen Feld sind. Schon ab November kommen die Tiere in ihre Ställe, denn bald beginnt in dieser Region die kalte Regenzeit. Auch von Ochs und Esel und anderen Beigaben, die wir in Krippenspielen zu sehen bekommen, steht nichts in der Bibel. Sie sind eher Bestandteile der Volksfrömmigkeit.

Jesus behauptete, der erste zu sein, der in den Himmel aufgestiegen ist (Jh 3,13): "Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn." Jesus irrte. Schon Henoch (Hebr. 11,5) und lange vor ihm Elia (2. Kön 2,11) sind in den Himmel aufgestiegen.

Über viele Verse hinweg verfluchte Jesus die Pharisäer (Mt 23,13) "Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler." und warf ihnen alles möglich vor. Aber Jesus irrte sich hier. Historisch gesehen waren die Pharisäer, damals eine kleine Gruppe, stets darum bemüht, die mosaischen Gesetze einzuhalten. Sie waren sogar besonders beliebt in der Bevölkerung, weil sie sich um die Armen kümmerten, was historische, außerbiblische Quellen belegen. Theologen halten deshalb diese Bibelbeschimpfungen für nachträglich eingefügt, um die konkurrierende Judensekte zu verunglimpfen…

Weiterführendes und Details über den Machtmissbrauch der "Kirche" berichtet u.a. die Webseite www.theologe.de   ...eine umfangreiche Sammlung über die Verbrechen und Machenschaften der Katholischen Kirche aus Sicht zeitgenössischer Christen...